Ausländer², oder: Mein Tag als Expo-Host
26. Juni 2010Die Aktion ist jetzt schon mehr als zwei Wochen her, aber ich möchte sie den Lesern natürlich nicht vorenthalten: Am zweiten Tag nach meiner Ankunft in Shanghai durfte ich dank geliehener Zweituniform und mit freundlicher Genehmigung der Schichtleitung meinem Zwillingsbruder bei seiner Arbeit als einer der Hosts auf dem deutschen Pavillion auf der EXPO in Shanghai beistehen. Der deutsche Pavillion ist einer der wenigen, die in großem Umfang eigene Landsleute mit Chinesischkenntnissen eingestellt haben, die für die Betreuung und Lenkung der Besuchermassen im Pavillion eingesetzt werden. Andere haben hauptsächlich schlechter bezahlte Chinesen eingestellt. Als solche sind die echten Deutschen in ihren schönen Uniformen damit bereits ein Blickfang und beliebtes Fotomotiv für das chinesische Besuchervolk. Wenn diese allerdings gleich doppelt auftreten, so die Idee, dann müsste sich die Begeisterung vervielfachen. Erst Recht, wenn man gerade vier oder fünf Stunden in einem Meer von Schwarzhaarigen anstehen musste. Die Fotos wurden freundlicherweise durch die Presseabteilung des Pavillions angefertigt.

Guten Tag, wir sind die Zwillinge aus Baden-Württemberg. Hier präsentieren wir unser Bundesland im Eingangsbereich des Pavillions, wo alle Bundesländer ein eigenes Schaufenster haben. Den Friseurbesuch vor der Abreise hätte ich mir besser sparen sollen, aber auch so gingen wir weitestgehend als Zwillinge durch.

Hier nehmen wir eine der mittlerweile populären Freeze-Positionen ein, die von meinem Bruder (links) im Rahmen seiner Tätigkeit erfunden wurden. Anfass- und Piekstests durch Chinesen zur Prüfung, ob es sich hier um Wachsfiguren oder um echte Menschen handelt, gibt es dabei stets inklusive.

Ebenfalls inklusive sind die Begeisterung und die zahlreichen Fotos der Besucher. Um Handgreiflichkeiten vorzubeugen zwischen Leuten, die sich mit uns zusammen fotographieren lassen wollten, beendeten wir nach wenigen Minuten unter einem lauten Schrei unsere Position und machten uns schnell aus dem Staub. Enttäuschte Gesichter bei allen, die kein Foto mehr ergattern konnten.