Ausländer², oder: Mein Tag als Expo-Host

26. Juni 2010

Die Aktion ist jetzt schon mehr als zwei Wochen her, aber ich möchte sie den Lesern natürlich nicht vorenthalten: Am zweiten Tag nach meiner Ankunft in Shanghai durfte ich dank geliehener Zweituniform und mit freundlicher Genehmigung der Schichtleitung meinem Zwillingsbruder bei seiner Arbeit als einer der Hosts auf dem deutschen Pavillion auf der EXPO in Shanghai beistehen. Der deutsche Pavillion ist einer der wenigen, die in großem Umfang eigene Landsleute mit Chinesischkenntnissen eingestellt haben, die für die Betreuung und Lenkung der Besuchermassen im Pavillion eingesetzt werden. Andere haben hauptsächlich schlechter bezahlte Chinesen eingestellt. Als solche sind die echten Deutschen in ihren schönen Uniformen damit bereits ein Blickfang und beliebtes Fotomotiv für das chinesische Besuchervolk. Wenn diese allerdings gleich doppelt auftreten, so die Idee, dann müsste sich die Begeisterung vervielfachen. Erst Recht, wenn man gerade vier oder fünf Stunden in einem Meer von Schwarzhaarigen anstehen musste. Die Fotos wurden freundlicherweise durch die Presseabteilung des Pavillions angefertigt.

TaiWahnsinn

19. Juni 2010

So würde dieses Blog möglicherweise ab sofort heißen, wenn es nicht schon historisch bedingt HongKongenial wäre. Wahnsinnig heiß ist es hier in Taiwan momentan, und leider hatte ich nicht so wahnsinnig viel Zeit, hier Inhalte zu produzieren. Daher die letzten Tage in Kürze:

Letztes Wochenende habe ich Shanghai verlassen und reiste zunächst weiter nach Hongkong, wo ich mich bei alten Bekannten aufhielt. Nach dem Flughafentransfer, den drei WM-Spielen (nach Ortszeit läuft ein WM-Spieltag hier von 19.30 Uhr bis 2.30 Uhr) und sehr wenig Schlaf ging es aber am nächsten Morgen direkt weiter nach Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan. Nach Ankunft bei strömendem Regen begann ich am nächsten Tag direkt meine sechswöchige Arbeit bei einer chinesisch-deutschen NGO im Kulturbereich. So jedenfalls umschreibe ich meine Tätigkeit, wenn ich, wie so oft, gefragt werde, was ich hier mache. Damit ernte ich stets Respekt und zugleich Verwunderung darüber, dass ich trotz meiner weißen Hautfarbe hier nicht als Englischlehrer arbeite.

Der heutige Samstag ist mein erster freier Tag in Taiwan, und hier im Hostel hat sich scheinbar ein Schnupfenvirus ausgebreitet, von dem auch ich in meinem Sechsbettzimmer nicht verschont blieb. Also bleibt heute etwas Ruhezeit, die ich endlich für ein Update nutzen möchte. Ich habe mich auf der Arbeit und im Hostel schon ganz gut eingelebt. Seitdem ich vor kurzem im Waschsalon von einem Amerikaner auf Chinesisch angesprochen wurde, fühle ich mich auch schon fast wie ein echter Taiwaner. Mehr Berichte über die vergangenen Tage folgen.

Hello again!

05. Juni 2010

Liebe Leser!

Gestern, am 4. Juni, dem 21. Jahrestag des Tiananmen-Massakers, war es wieder soweit: Meine neueste Reise nach Fernost hat ihren Anfang gefunden. Übernächste Woche beginnt mein Kurzpraktikum in Taipeh (Taiwan). Zunächst halte ich mich aber für ein paar Tage in Shanghai auf, wo ich heute Nachmittag wohlbehalten nach einem Zwischenstopp in Doha angekommen bin.

Bisher gibt es noch wenig spektakuläres zu berichten, aber ich sehe noch Großes kommen. Stay tuned!

Viel Spaß beim Lesen in den kommenden Wochen wünscht
Alex

China-Reis(e)bericht

29. Mai 2010

Um die Zeit bis zum nächsten Live-Bericht aus fernen Ländern zu überbrücken, sei an dieser Stelle hingewiesen auf die Reise durch China, die Ende März 2009 das Finale meines Hongkong-Aufenthalts darstellen sollte. Diese wurde von meinem Kommilitonen J. K., in Kritikerkreisen auch scherzhaft J. K. Frühlings-Rowling genannt, literarisch verarbeitet und ist online abrufbar als China-Reis(e)bericht.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen fünf Deutsche, die einen Urlaub meist fernab der touristisch erschlossenen Gebiete Hongkongs und Chinas verbringen, ohne dabei schwere Rucksäcke oder Sandalen zu tragen. Zu den Höhepunkten gehört etwa eine Wohnungsbesichtigung im 57. Stock mit der – nur um der kostenlosen Aussicht Willen – erfundenen Geschichte, man sei eine Internetfirma auf der Suche nach Büroraum.

Der Autor versteht es, den Leser auf eine bunte Reise durch das Reich der Mitte mitzunehmen. Neben der authentischen narrativen Verarbeitung des Erlebten sind es vor allem die wortwitzigen Anspielungen, entstanden teils kollaborativ während der Reise, teils nachträglich durch den Verfasser, die dieses Werk zu einem kurzweiligen Vergnügen machen.

Die Berichterstattung erscheint stellenweise naiv und ohne Kenntnis der lokalen Gegebenheiten, trifft gerade damit aber meist den Geschmack des Lesers.

Mit einer ironischen Distanz, die sich mitunter auf hierzulande unzulässige zwei Fahrradrikscha-Längen zur Realität zu nähern scheint, wird geschickt mit alten und neuen Vorurteilen gespielt, ohne sie zu bedienen. Nicht angemessen bedient zu werden, ist eine weitere Erfahrung unserer fünf Helden, die sie in einem westlichen Restaurant in Hongkong machen, und durch die sie beinahe zurück in – welche Ironie – den Westen abgeschoben werden.

Dass der Autor zur Bekräftigung seiner Pointen zu den Mitteln der Übertreibung („das lapprige Brötchen wäre selbst von Gefangenen in deutschen Gefängnissen unter Hinweis auf die Genfer Konvention verschmäht worden“) und der gezielten Falschinformation („Am Ende des Tages stellten wir noch fest, dass Alex die Stern Shortnews in seiner Arbeit als wissenschaftliche Quelle benutzt hatte“) greift, verzeiht man ihm ob ihrer gelungenen Wirkung gerne.

Unerwähnt bleibt dagegen die während der Reise vielzitierte These „Shanghai ist das neue Hongkong“, möglicherweise da diese, wie sich schlussendlich herausstellte, ursprünglich aus einem Bodybuilding-Forum stammte und sich auf die Beschaffung preiswerter Nahrungsergänzungsprodukte bezog.

Trotzdem: Das Reich der Mitte hat so einiges an schwer lesbaren Werken hervorgebracht. Dieses ist sicherlich eines der besten.

Zurück in die Zukunft

24. Februar 2010

Liebe Leser,

ein Jahr nach meinem letzten Beitrag melde ich mich hiermit zurück. Es wird weitergehen! Spätestens im Sommer. Mehr Details folgen.
Dafür stehe ich mit meinem Namen.

Herzlichst,
Alex

Umzug

24. Februar 2009

Um meiner Vorbildfunktion als Student of the Month gerecht zu werden, will ich nun mal wieder meiner Informationspflicht nachgehen und von meiner neuen Wohnstätte berichten. Der Bachelorarbeits-Stress und die täglichen Stunden Bildschirmarbeit dafür blockieren die Berichterstattung momentan ein bisschen, aber für die verbleibenden fünf Wochen wird es noch einige Berichte geben, garantiert.

Es ist schon eineinhalb Monate her, dass ich zum sechsten Mal in meinem Leben meinen Wohnort wechseln durfte. Da meine genehmigte Zeit im Wohnheim bis Januar begrenzt war, habe ich mir Ende letzten Jahres ein WG-Zimmer gesucht, und gleich das erstbeste und zugleich billigste genommen.

Meine Heimat ist nun der Stadtteil „To Kwa Wan“ und liegt westlich des alten Flughafens in Kowloon. Mit meinem Einzug haben auch einige Innovationen in die ansonsten aus zwei chinesischen Mitbewohnerinnen bestehende WG Einzug gehalten: Die Waschmaschine pumpt ihre dreckige Lauge nun direkt in den Abfluss, anstatt über den Umweg auf dem Küchenboden, die Abflüsse an den Waschbecken sind nicht mehr verstopft (unter Einsatz meines nun löchrigen T-Shirts, das einige Spritzer Natronlauge abbekommen hatte), und die Toilette erstrahlt wieder in ihrer ursprünglichen Farbe und mit einem neuen Sitz. Meine zwei Mitbewohnerinnen waren voll des Lobes für meine exzellente Arbeit.

Unser Haus ist äußerlich und innerlich ziemlich heruntergekommen, sogar für Hongkonger Verhältnisse klar unter dem Durchschnitt, jedoch wird man auch mit einer Miete, die deutlich unter dem Durchschnitt liegt, belohnt, und damit, dass sich die unzähligen Restaurants und Imbisse, die man alle in unmittelbarer Nähe hat, an das Preisniveau hier anpassen.

Es gibt keine U-Bahn-Station in der Nähe, aber mit Bus und Minibus bin ich in 30-40 Minuten an der Uni, was ok ist. Unsere Stromrechnung für die letzten drei Monate betrug 0 $. Laut den Mutmaßungen meiner Mitbewohnerin aufgrund von „Subventionen“, mit denen hier Bewohner vergammelter Häuser entlastet werden. Und so sieht unser Haus aus:

Unsere Wohnung ist irgendwo in der Mitte. Mein Zimmer besteht, wie ein typisches Kinderzimmer in Hongkong, aus einem Bett, das drei Wände berührt, daneben gerade noch genug Platz, damit die Türe aufgeht und für einen kleinen Schreibtisch, an dem man auf dem Bett sitzend arbeiten kann. Platz für einen Stuhl hat es nicht. Der Raumeindruck lässt sich aufgrund der Enge nicht fotographisch einfangen, weshalb ich auf ein Foto meines Zimmers hier verzichte.

Chinesisches Neujahr in Bildern

31. Januar 2009

Hier noch einige Fotos der offiziellen Neujahrs-Feierlichkeiten diese Woche. Man verzeihe die schlechte Qualität der Nachtaufnahmen.

Chinesisches Neujahr

31. Januar 2009

Nun ist auch hier der Jahreswechsel vollzogen. Die Nacht von Sonntag auf den vergangenen Montag läutete das Jahr des Ochsen ein, gefolgt von drei offiziellen Feiertagen. Das westliche Neujahr am 1. Januar wird zwar auch beachtet und  gefeiert, aber das Neujahrsfest nach dem chinesischen Mondkalender ist hier das wichtigste Fest des Jahres, an dem sich typischerweise chinesische Familien zum Abendessen unter Verwandten zusammenfinden. Auch wird an diesen Tagen mehr als sonst geopfert und religiösen Riten nachgegangen.

Eine dieser Sitten, wenngleich nicht direkt Neujahrsfest-bezogen, ist es, Totengeld zu verbrennen. Diese Unterwelt-Geldscheine (engl. „Hell Money“) sind gegen herkömmliches Geld im Räucherstäbchen-Fachhandel erhältlich und sie ähneln echtem Geld, sind aber dafür bestimmt, dass sie durch Verbrennen an die verstorbenen Ahnen in die Unterwelt geschickt werden. Schließlich müssen die ja auch etwas zum „Leben“ haben.

Verständlich also, dass die Familie aus dem ersten Stock meines Hauses an mindestens zwei Abenden diese Woche mehrere Pakete solcher Geldscheine in einem Blecheimer vor ihrer Wohnungstüre verbrannte. Die anderen Bewohner des Hauses, die sich wohl zum Teil beim Abendessen mit der geladenen Verwandtschaft befanden, ließen sich durch die Tatsache, dass es bis in alle Wohnungen des Hauses hinein für mehr als zwei Stunden unerträglich nach verbranntem Papier stank, hoffentlich auch nicht stören.

Im Treppenhaus ist auch jetzt noch das Corpus Delicti dieser Aktion zu sehen.

Auch der absolute Renner war es, die letzten Wochen, anstatt „Happy New Year“ nunmehr „Happy Niu Year“ zu sagen. Niu (牛) ist dabei das chinesische Wort für Rind und somit für das Tier, in dessen Zeichen das neue Jahr steht. Ein geniales Wortspiel also, das von den Leuten und Medien hier geradezu penetriert wurde.

Weihnachtsreise nach Singapur

23. Januar 2009

Hier einige Fotos aus Singapur, wo ich über Weihnachten eine Woche bei einem alten Schulfreund verbringen durfte. Es ist sehr beeindruckend, wie es hier gelungen ist, eine derart saubere und aufgeräumte multikulturelle Stadt hinzustellen, wo normalerweise nichts als Dschungel und Malaria wäre.

Update

23. Januar 2009

Nach peinlich langer Zeit melde ich mich endlich mal wieder zurück. Ich lebe noch, und erfreue mich bester Gesundheit, kam aber in den letzten Wochen nicht dazu, mich um mein Blog zu kümmern.

Es hat sich einiges an Informationen und Fotos angestaut, die ich versuchen werde, in Kürze aufzuarbeiten.

Hoffentlich hatten alle einen guten Start ins neue Jahr. Hier in Hongkong wird morgen Nacht das chinesische Neujahrsfest, das durch den Mondkalender terminiert wird, gefeiert. Denjenigen Lesern dieses Blogs, die dieses Fest ebenfalls feiern werden, wünsche ich einen guten Rutsch!