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Olé

Sonntag, 16. November 2008

Am gestrigen Samstag ging es los auf den Campus der Hong Kong University of Science & Technology, wo ich die folgenden drei Monate verbringen werde. Jeremy, der dort Informatik studiert hat, hat mich wieder begleitet. Mit der U-Bahn ging es zur Haltestelle Diamond Hill und dann mit dem Bus weiter bis zur Uni. Kurz nachdem wir in den Bus eingestiegen waren und ich meinen Koffer hineingeschleppt hatte fiel mir auf, dass eine mir wohl bekannte Melodie in Endlosschleife im Bus zu hören war: „Oleeee ole ole oleeee. We are the champtions. oleee“. „Lustig“, dachte ich, das hörte sich ja genau so an wie das Megaphon, das mir meine Kommilitonen einige Tage zuvor zum Geburtstag geschenkt hatten, wenn man den Schalter auf „Ole song“ stellt.

Fünf Minuten später fragte ich Jeremy, wann denn seiner Einschätzung nach wohl diese nervige Musik aufhören wird. „Ich glaube, das kommt nicht aus den Buslautsprechern, sondern von irgendjemandem im Bus“. Hoppla! Ich hatte das Megaphon ja – entgegen den Ermahnungen meiner Eltern – doch mitgenommen. Meine Schwester konnte sie am Ende umstimmen mit ihrer Vermutung, dass ich ja dadurch vielleicht mal was lustiges zu erzählen hätte. Recht hatte sie. Die Musik wurde unerträglich laut, als ich meinen Koffer öffnete, und nach einigem Wühlen fand ich auch das Ding und stellte es ab. Kopfschütteln bei den umsitzenden Fahrgästen, beschämte und belustigte Blicke auf den Boden unsererseits.

An der Uni angekommen, haben wir erstmal mein Wohnheim aufgesucht und sind dann über den Campus gelaufen. Jeremy hat mir schon einige „Shortcuts“ gezeigt, damit ich mich in Zukunft möglichst schnell auf dem Campus bewegen kann. Die Uni liegt an der Clear Water Bay, ist an einem Steilhang gebaut und wenn man sich von einem Punkt auf dem Campus zu einem anderen begeben will, muss man i.d.R. einige Aufzüge oder Rolltreppen benutzen. Man hat vom Campus aus eine wunderschöne Sicht auf das Meer und die kleinen Inseln östlich von Kowloon. Alles ist ziemlich neu und sauber, im Speisesaal befindet sich neben anderen Essensausgabestellen auch eine McDonald’s-Filiale. Da die Küche in meinem Wohnheim, die ich mit fünf anderen Studenten teile, zur Unbenutzbarkeit verschmutzt ist, sehe ich mich momentan bereits das Angebot rege benutze.

Erste Einschätzungen und Gedanken

Freitag, 14. November 2008

Der erste Beitrag aus Hong Kong kommt aus dem Hostel im Stadtteil Mong Kok, wo ich die ersten zwei Tage wohne. Gestern bin ich um 17.30 Uhr Ortszeit wohlbehalten in Hongkong angekommen. Nach 15 Stunden im Flugzeug und im Wartebereich des London Heathrow Airports (bei dem ich ziemlich genau, ähäh, zehn Minuten gebraucht habe, um mein Gate zu finden), war ich plötzlich im Chek Lap Kok Airport auf Lantau Island. Es ist schon ein komisches Gefühl, sich plötzlich auf Lantau, der größten Insel Hongkongs, zu befinden, ohne jemals in Landau/Pfalz gewesen zu sein, obwohl man letzteres direkt um die Ecke hat. Einen Vergleich der beiden Orte kann ich an dieser Stelle mithin nicht aufstellen.

Vom Flughafen holte mich Jeremy, ein einheimischer Bekannter und Alumnus meiner Uni, ab, brachte mich zum Hostel im Stadtteil Mong Kok auf der Kowloon-Halbinsel und zeigte mir daraufhin noch die Umgebung. Mong Kok ist der wichtigste Einkaufsdistrikt von Hongkong, ein Netz von Einkaufsstraßen und Shopping Malls, das bis Mitternacht voller Menschen und taghell erleuchtet ist. Trotz der Menschenmassen und blinkender Leuchtreklamen allenthalben herrscht keine wirkliche Hektik. Der Fußgängerverkehr fließt, man kann entspannt spazieren und in den Läden vorbeischauen.

An einer Straße erblicke ich eine der lokaltypischen Garküchen, die sicherlich bereits seit der Ming-Dynastie die vorbeilaufenden Untertanen mit Hähnchenschenkeln, gegrillten kleinen Würstchen an einem Spieß und frittierten braunen Kugeln, die man ebenfalls essen kann, versorgt; direkt auf der anderen Straßenseite weist in allen erdenklichen Farben blinkendes knisterndes Neonlicht auf die Existenz des Service-Centers eines großen lokalen Mobilfunkanbieters hin. Ein frappierendes Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne!

Schnell wird mir klar: Hongkong, die pulsierende Metropole des Ostens, ist eine Stadt der Gegensätze, die durch ihre Kontraste fasziniert. Hier bilden Tradition und Moderne ein Spannungsfeld, das einerseits beeindruckt, andererseits kritische Fragen aufwirft. (Mit diesem Absatz schaffe ich es bestimmt ins Feuilleton der Süddeutschen).

Die Stadt schläft nicht. Das ist ebenfalls eine abgedroschene Floskel, aber sie trifft zu. Um Mitternacht nehmen die Menschenmassen erst langsam ab. Jeremy sagt mir, dass in der Zeit zwischen 9 und 11 Uhr vormittags wohl am wenigsten auf den Straßen los sei.

Auch ich schlief in der ersten Nacht kaum… Eine Polizeisirene und mein Hunger trieben mich aus dem Bett. Vom Gefühl her war es 9 Uhr, laut meinem Handy: 3 Uhr morgens. Egal. Ab zum nächsten McDonald’s! Genauer: Ab in irgendeine Richtung, den Weg im Hinterkopf behalten, und darauf vertrauen, dass irgendwann ein McDonald’s kommt. Nach drei Minuten war es auch schon so weit.
Nummer 4 zum Mitnehmen, please.

Gleich geht’s los

Dienstag, 11. November 2008

Liebe Bürgerinnen und Bürger!

Während sich die Temperaturen und die allgemeine Stimmung in Mitteleuropa langsam gegen den Gefrierpunkt bewegen, darf ich mich morgen ins subtropische Hongkong aufmachen, um an der dortigen University of Science and Technology als Stipendiat meine Bachelorarbeit zu schreiben. Neben meinen zahlreichen Nebentätigkeiten (Botschafter des guten Geschmacks / des Landes Baden-Württemberg / der Menschenrechte) habe ich mich auch zur gelegentlichen Berichterstattung verpflichtet.

Ich hoffe, ich kann euch, liebe Leser, von dort aus mit interessanten und unterhaltsamen Fakten versorgen.
Dafür stehe ich mit meinem Namen.

Herzlichst,
Alex