Victoria Peak

13. Dezember 2008

Letztes Wochenende ging es hinauf auf den berühmten Victoria Peak. Meine frühere Sprachpartnerin Angela aus Taiwan hielt sich mit einer Freundin für einen Wochenendtrip in Hongkong auf, also habe ich die Gelegenheit genutzt, diesen kleinen Teil ihres straffen Programms an Touristenattraktionen mitzumachen. An zwei Tagen alle wichtigen Attraktionen Hongkongs durchzuziehen und direkt am Montag wieder zur Arbeit gehen ist wirklich eine (typisch asiatische) respektable Leistung von den beiden! Ich war schon nach diesem halben Tag völlig fertig.

Danke, Nikolaus

12. Dezember 2008

Eigentlich habe ich dem Nikolaus dieses Jahr gar nichts zu verdanken. Vielmehr sind die beiden Wörter getrennt voneinander zu lesen. Danke möchte ich zunächst einmal dem Hausmeisterbüro meines Wohnheimkomplexes sagen. Dafür, dass auf jeden meiner Kommentare auf der Inventars-Checkliste eingegangen wurde. Die Liste hat jeder neue Bewohner innerhalb einer Woche nach Einzug auszufüllen und darauf eventuelle Schäden am Inventar zu vermerken. Gestern habe ich sie abgegeben und heute kam der freundliche englisch sprechende Hausmeister, brachte die zwei Stühle für das Wohnzimmer, deren Nicht-Vorhandensein ich bemängelt hatte, und ging auch auf meinen Hinweis auf die Ameisen in der Küche (die übrigens auch oder gerade in der oft benutzten Mikrowelle überleben) ein: Freitag Nachmittag ist immer der Kammerjäger da, und dieses Mal kommt er auch zu uns. Der Hausmeister gab uns sein Wort darauf, dass es danach auch nicht nach Chemikalien stinken wird. Bezüglich meines letzten Kritikpunktes, dem zu kleinen Bett, konnte er mir nur sein Beileid aussprechen, was ich auch schon vermutet hatte, da es sich bei dem Stockbett, bei dem ich die untere Etage für mich habe, um eine grundsolide im Boden verschraubte Stahlrohrkonstruktion handelt. Von meiner Idee, das eigentlich überflüssige Gitter am Fußende wegzuflexen, werde ich wohl auch weiterhin nur mit orthogonal zur Matratze angewinkelten Füßen träumen können.

Nun zum Thema Nikolaus bzw. Weihnachten. In den U-Bahn-Stationen und in den Einkaufszentren läuft schon seit meiner Ankunft hier stets eines von drei Weihnachtsliedern in Glockenspielakustik. Das eine ist „Herbei, oh ihr Gläubigen“, das andere das im angelsächsischen Raum sehr bekannte „Hark the Herald Angels Sing“, das dritte kenne ich leider nicht, kenne die Melodie aber schon auswendig. Für Weihnachtsstimmung sorgen weiterhin alle Mitarbeiter der Convenience-Store-Kette 7/11, von McDonalds, und von unzähligen weiteren Geschäften und Institutionen, bei denen seit Anfang Dezember die Nikolausmütze zur Uniform gehört und so den Geist der Weihnacht unter die Kundschaft bringt.

Auch ich konnte schon einige Leute mit diversen Weihnachtsspezialitäten erfreuen. In weiser Voraussicht habe ich nämlich 2 kg an Schokoladennikoläusen und Schokoladen-Adventskalendern aus Deutschland mitgebracht, die auch hier tatsächlich nicht im Handel erhältlich sind. Es stieß bislang durchweg auf positive Resonanz, auch mein betreuender Professor ließ sich höchst interessiert die Funktionsweise seines Adventskalenders von mir erklären. Mein Mitbewohner, der in diesem Moment (drei Uhr morgens) neben mir sitzt und noch sein Lied für die morgige Institutsweihnachtsfeier fertig komponieren muss, hat seinen Schokoladennikolaus sorgfältig in seinem Regal zwischen Wecker und Hautpflegeprodukten platziert und besteht darauf, von einem Verzehr dieser schönen Figur abzusehen. Als ich ihm etwas von einem ohnehin beim Transport zerbrochenen Exemplar anbot, war er allerdings, nach vorheriger Nachfrage, ob man wirklich die weiße Schicht* mitessen kann, vom Geschmack restlos begeistert.

*) es handelte sich um einen Nikolaus der Marke kinder

Zwischenbilanz

06. Dezember 2008

Nachdem ich nun schon drei Wochen und zwei Tage in Hongkong bin, wird es mal Zeit, einen Rundumüberblick zu geben, was ich hier überhaupt mache.

Ich wohne hier auf dem Campus der University of Science & Technology in einem Apartment mit fünf Mitbewohnern: vier Festland-Chinesen (Festland-China / eng.: Mainland China = China ohne Hongkong, Macau und Taiwan) und einem Sri Lankesen. Mein Zimmergenosse ist ein sehr netter chinesischer Chemie-Masterstudent, der mir auch ab und an das eine oder andere Wort Chinesisch beibringt, und sich auch schon daran versucht hat, mir einige Gitarrengriffe und das Singen eines chinesischen Liedes beizubringen. Mit bisher mäßigem Erfolg.

Die Forschungen für meine Bachelorarbeit, zunächst mal die Implementierung einer Simulation, schreiten so langsam voran. Mein Betreuer hier in Hongkong konnte mir bis jetzt noch keinen eigenen Schreibtischplatz zur Verfügung stellen, so dass ich bislang meistens im Labor des Human Language Technology Centers bin, wo auch zwei andere Studenten aus Karlsruhe sind. Behindert wurde meine Arbeit durch diverse Freizeitaktivitäten etc. in der Anfangszeit, aber auch durch anhaltende Müdigkeit. An die Müdigkeit hier an der UST sollte ich mich gewöhnen, das sei ganz normal, wie mir mein Karlsruher Kommilitone sagte. Vielleicht liegt es ja an den unbequemen Wohnheimbetten. Die letzten Tage bin ich trotzdem immer produktiver geworden, und wenn jetzt auch noch so langsam bereits der erste Zeitdruck komt, dann läuft das schon.

Alle meine Mitbewohner – Doktoranden und (forschende) Masterstudenten diverser Naturwissenschaften – sind Werktags und Samstags normalerweise von 10 Uhr bis 23 Uhr, oft auch deutlich länger, in ihren Labors. Auch ich strebe für die kommende Zeit bis Weihnachten einen ähnlichen Wochenablauf an.

Zweimal pro Woche gehe ich zum Sport (Kendo) hier an der Uni und trainiere zusammen mit hauptsächlich Hongkongern, die allesamt sehr cool sind und mich herzlich aufgenommen haben. Die Instruktionen sind zwar auf Kantonesisch, aber die Kendo-spezifischen japanischen Begriffe und Kommandos sind standardisiert. Da ich in Karlsruhe schon eine Zeit lang Kendo gemacht habe, kenne ich die also weitgehend schon, so dass es da keine Probleme gibt und ich wirklich viel Spaß habe.

Noch ein Wort zum Wetter: Tagsüber 25° C und Sonne.

Impressionen der letzten Tage

30. November 2008

Big Buddha

24. November 2008

Hier einige Fotos vom gestrigen Ausflug nach Ngong Ping auf Lantau Island, wo sich die berühmte Buddha-Statue befindet.

Pferderennen

20. November 2008

Der extrem wohlhabende Hong Kong Jockey Club, der z.B. den Großteil meiner Uni hier und die olympische Reithalle gestiftet hat, betreibt mitten in Hongkong, in Happy Valley, eine Rennbahn, bei der mindestens jeden zweiten Mittwoch Galopprennen angesagt sind. Pferderennen sind die einzig legale Glücksspielform in Hongkong, für andere Glücksspiele muss man eben ein paar Kilometer ins benachbarte Macau, der Glücksspielhochburg Asiens, fahren.

Gestern war also für mich Premiere auf der Rennbahn, und natürlich habe ich mich auch am Wettgeschehen beteiligt. Immer mit dem Mindesteinsatz von 10 Hongkong-Dollar (ca. 1 €). Am Ende hatte ich auch ein Plus von 10,50 HK$… abzüglich dem Eintrittspreis für die billigsten Plätze, auf denen wir uns befanden, steht also ein satter Reingewinn von 0,5 HK$ (0,05 €). Lustig war es jedenfalls. Die Athmosphäre ist super, auch hier gibt es einen McDonald’s und in dem Bereich, wo wir uns befanden, waren eigentlich nur Deutsche. Auch insgesamt, jedenfalls im Zuschauerbereich für das gemeine Fußvolk, Europäer so weit das Auge reicht.

Abgebildet sind Nachbildungen der beiden Scheine, die mir jeweils einen Gewinn einbrachten. Mit meinem Tipp auf den Favoriten im 6. Rennen, Pferd 5 (Dordenma) hatte ich den richtigen Riecher und bekam 23 HK$ für meine 10 HK$ Einsatz. Im 7. Rennen stellte ich erneut mein Fachwissen unter Beweis, ließ mich durch das lange Gesicht, das Pferd 5 (Classic Navigator) machte, nicht täuschen und wettete es in die Top3, was mit einer Auszahlung von 47,50 HK$ honoriert wurde, bei ebenfalls 10 HK$ Einsatz.

Olé

16. November 2008

Am gestrigen Samstag ging es los auf den Campus der Hong Kong University of Science & Technology, wo ich die folgenden drei Monate verbringen werde. Jeremy, der dort Informatik studiert hat, hat mich wieder begleitet. Mit der U-Bahn ging es zur Haltestelle Diamond Hill und dann mit dem Bus weiter bis zur Uni. Kurz nachdem wir in den Bus eingestiegen waren und ich meinen Koffer hineingeschleppt hatte fiel mir auf, dass eine mir wohl bekannte Melodie in Endlosschleife im Bus zu hören war: „Oleeee ole ole oleeee. We are the champtions. oleee“. „Lustig“, dachte ich, das hörte sich ja genau so an wie das Megaphon, das mir meine Kommilitonen einige Tage zuvor zum Geburtstag geschenkt hatten, wenn man den Schalter auf „Ole song“ stellt.

Fünf Minuten später fragte ich Jeremy, wann denn seiner Einschätzung nach wohl diese nervige Musik aufhören wird. „Ich glaube, das kommt nicht aus den Buslautsprechern, sondern von irgendjemandem im Bus“. Hoppla! Ich hatte das Megaphon ja – entgegen den Ermahnungen meiner Eltern – doch mitgenommen. Meine Schwester konnte sie am Ende umstimmen mit ihrer Vermutung, dass ich ja dadurch vielleicht mal was lustiges zu erzählen hätte. Recht hatte sie. Die Musik wurde unerträglich laut, als ich meinen Koffer öffnete, und nach einigem Wühlen fand ich auch das Ding und stellte es ab. Kopfschütteln bei den umsitzenden Fahrgästen, beschämte und belustigte Blicke auf den Boden unsererseits.

An der Uni angekommen, haben wir erstmal mein Wohnheim aufgesucht und sind dann über den Campus gelaufen. Jeremy hat mir schon einige „Shortcuts“ gezeigt, damit ich mich in Zukunft möglichst schnell auf dem Campus bewegen kann. Die Uni liegt an der Clear Water Bay, ist an einem Steilhang gebaut und wenn man sich von einem Punkt auf dem Campus zu einem anderen begeben will, muss man i.d.R. einige Aufzüge oder Rolltreppen benutzen. Man hat vom Campus aus eine wunderschöne Sicht auf das Meer und die kleinen Inseln östlich von Kowloon. Alles ist ziemlich neu und sauber, im Speisesaal befindet sich neben anderen Essensausgabestellen auch eine McDonald’s-Filiale. Da die Küche in meinem Wohnheim, die ich mit fünf anderen Studenten teile, zur Unbenutzbarkeit verschmutzt ist, sehe ich mich momentan bereits das Angebot rege benutze.

Erste Einschätzungen und Gedanken

14. November 2008

Der erste Beitrag aus Hong Kong kommt aus dem Hostel im Stadtteil Mong Kok, wo ich die ersten zwei Tage wohne. Gestern bin ich um 17.30 Uhr Ortszeit wohlbehalten in Hongkong angekommen. Nach 15 Stunden im Flugzeug und im Wartebereich des London Heathrow Airports (bei dem ich ziemlich genau, ähäh, zehn Minuten gebraucht habe, um mein Gate zu finden), war ich plötzlich im Chek Lap Kok Airport auf Lantau Island. Es ist schon ein komisches Gefühl, sich plötzlich auf Lantau, der größten Insel Hongkongs, zu befinden, ohne jemals in Landau/Pfalz gewesen zu sein, obwohl man letzteres direkt um die Ecke hat. Einen Vergleich der beiden Orte kann ich an dieser Stelle mithin nicht aufstellen.

Vom Flughafen holte mich Jeremy, ein einheimischer Bekannter und Alumnus meiner Uni, ab, brachte mich zum Hostel im Stadtteil Mong Kok auf der Kowloon-Halbinsel und zeigte mir daraufhin noch die Umgebung. Mong Kok ist der wichtigste Einkaufsdistrikt von Hongkong, ein Netz von Einkaufsstraßen und Shopping Malls, das bis Mitternacht voller Menschen und taghell erleuchtet ist. Trotz der Menschenmassen und blinkender Leuchtreklamen allenthalben herrscht keine wirkliche Hektik. Der Fußgängerverkehr fließt, man kann entspannt spazieren und in den Läden vorbeischauen.

An einer Straße erblicke ich eine der lokaltypischen Garküchen, die sicherlich bereits seit der Ming-Dynastie die vorbeilaufenden Untertanen mit Hähnchenschenkeln, gegrillten kleinen Würstchen an einem Spieß und frittierten braunen Kugeln, die man ebenfalls essen kann, versorgt; direkt auf der anderen Straßenseite weist in allen erdenklichen Farben blinkendes knisterndes Neonlicht auf die Existenz des Service-Centers eines großen lokalen Mobilfunkanbieters hin. Ein frappierendes Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne!

Schnell wird mir klar: Hongkong, die pulsierende Metropole des Ostens, ist eine Stadt der Gegensätze, die durch ihre Kontraste fasziniert. Hier bilden Tradition und Moderne ein Spannungsfeld, das einerseits beeindruckt, andererseits kritische Fragen aufwirft. (Mit diesem Absatz schaffe ich es bestimmt ins Feuilleton der Süddeutschen).

Die Stadt schläft nicht. Das ist ebenfalls eine abgedroschene Floskel, aber sie trifft zu. Um Mitternacht nehmen die Menschenmassen erst langsam ab. Jeremy sagt mir, dass in der Zeit zwischen 9 und 11 Uhr vormittags wohl am wenigsten auf den Straßen los sei.

Auch ich schlief in der ersten Nacht kaum… Eine Polizeisirene und mein Hunger trieben mich aus dem Bett. Vom Gefühl her war es 9 Uhr, laut meinem Handy: 3 Uhr morgens. Egal. Ab zum nächsten McDonald’s! Genauer: Ab in irgendeine Richtung, den Weg im Hinterkopf behalten, und darauf vertrauen, dass irgendwann ein McDonald’s kommt. Nach drei Minuten war es auch schon so weit.
Nummer 4 zum Mitnehmen, please.

Gleich geht’s los

11. November 2008

Liebe Bürgerinnen und Bürger!

Während sich die Temperaturen und die allgemeine Stimmung in Mitteleuropa langsam gegen den Gefrierpunkt bewegen, darf ich mich morgen ins subtropische Hongkong aufmachen, um an der dortigen University of Science and Technology als Stipendiat meine Bachelorarbeit zu schreiben. Neben meinen zahlreichen Nebentätigkeiten (Botschafter des guten Geschmacks / des Landes Baden-Württemberg / der Menschenrechte) habe ich mich auch zur gelegentlichen Berichterstattung verpflichtet.

Ich hoffe, ich kann euch, liebe Leser, von dort aus mit interessanten und unterhaltsamen Fakten versorgen.
Dafür stehe ich mit meinem Namen.

Herzlichst,
Alex